Gemeinsam mit Landwirten tragen Jägerinnen und Jäger Kitze und Hasen vor der ersten Mahd aus Feldern aus, um unnötiges Tierleid zu vermeiden und gesundes Futter für die Landwirtschaft sicherzustellen.

Die Jägerinnen und Jäger sind in den nächsten Tagen gemeinsam mit der Landwirtschaft im Einsatz, um Rehkitze aus den Feldern auszutragen und so vor dem Mähtod zu bewahren. Die Jungtiere werden von den Rehgeißen im hohen Gras auf Feldern und Wiesen versteckt, um sie vor natürlichen Feinden zu schützen. Die Kitze haben kaum Geruch, vertrauen auf ihre Deckung und verharren in den ersten Lebenswochen auf ihrem Liegeplatz. Die Geiß sucht sie nur manchmal zum Putzen und Säugen auf. Die gleichzeitig mit dem Setzen der Jungtiere beginnende Mahd birgt daher ein hohes Risiko für die Kitze. Da sie im hohen Gras nicht sichtbar sind, drohen ihnen durch die Erntemaschinen schwere Verletzungen.

„Die Kitzrettung ist eine wichtige Maßnahme, die die Wildtiere schützt und der Landwirtschaft zugutekommt. Zum einen werden die Kitze ausgetragen und so vor Verstümmelung oder tödlichen Verletzungen bewahrt. Es schützt aber auch landwirtschaftliche Nutztiere, da sie durch den verunreinigten Grasschnitt an Botulismus erkranken und verenden können. Daher sind die Jägerinnen und Jäger mit Drohnen, Jagdhunden und Wildlampen sowie die Landwirte mit Wildrettern auf ihren Erntemaschinen im Einsatz, um die Kitze zu retten und zu schützen“, so Landesjägermeister Josef Pröll. Gerettet werden auch Hasen, die einen ähnlichen Schutzreflex haben, sowie Gelege von bodenbrütenden Vögeln.

Die Jäger bringen die Rehkitze am Feld- oder Waldrand in Sicherheit.

Die unterschiedlichen Maßnahmen zur Kitzrettung im Überblick:

  • Drohnen mit Infrarotkamera versprechen eine 95-prozentige Erfolgsquote. Da die Rehkitze vor allem am frühen Morgen eine höhere Temperatur als der Wiesenboden haben, werden sie auf der Infrarotkamera sichtbar.
  • Auch der Einsatz von Jagdhunden ist vielversprechend: Beim Durchschreiten der Wiesen am Vortag der Mahd werden die Wildtiere aufgrund des Hundegeruchs vergrämt und von der Geiß in den Nachstunden aus der Wiese gebracht. Es werden aber im hohen Gras auch Kitze gefunden und aus der Wiese ausgetragen.
  • Durch Lichtreflexe von Wildlampen werden die Tiere beunruhigt, weshalb die Geiß das Kitz aus dem Feld führt. Die Wildlampen werden am Vorabend der Mahd gemeinsam von Jägerschaft und Landwirt am Rand oder in der Wiese platziert und eingeschaltet.
  • Eine weitere Möglichkeit sind Wildretter, Wildwarner oder eine Wildsirene, die an der Landmaschine angebracht werden. Aufgrund des Hochfrequenztons verlassen die Wildtiere die landwirtschaftlichen Flächen.

Beim Austragen selbst tragen die Jägerinnen und Jäger Handschuhe und verwenden Gras, um ihren menschlichen Geruch nicht auf die Jungtiere zu übertragen. Dies könnte zu einem Verstoßen seitens des Muttertiers führen. Der NÖ Jagdverband appelliert in diesem Zusammenhang auch an alle Freizeitnutzer, Jungtiere nicht anzufassen: „Auch wenn die Jungtiere scheinbar verlassen wirken, sind die Elterntiere meist in unmittelbarer Nähe. Sollte eine Verletzung vermutet werden, gilt es den örtlichen Jäger zu verständigen. Dieser kann in solchen Fällen die passenden Schritte einleiten“, so Landesjägermeister Josef Pröll.