Das Steinwild
Das Steinwild gehört zu den Ziegenartigen und ist, wie die Gams, ein Hornträger.
Beide Geschlechter tragen auf starken Stirnzapfen ihre Gehörne. Das vier Wochen alte Junge („Kitz“) bildet bereits Hornzapfen aus. Nach zwei Monaten sind sie bereits circa drei Zentimeter lang. Bei Böcken werden sie bis zu einem Meter lang, bei Gaisen bis circa 30 Zentimeter. Der Querschnitt des Bockhorns ist dreieckig, der der Gais meist oval.
Der Körper des Steinbocks ist gedrungen. Das Fell („Decke“) ist im Sommer braungrau bis rötlichgrau, im Winter gelblich-braungrau mit weißlicher Unterwolle. Daher wird der Steinbock auch mancherorts als „Fahlwild“ bezeichnet. Das Körpergewicht beträgt beim Bock bis zu 100 Kilogramm, bei der Gais etwa die Hälfte.
Fortpflanzung / Paarungszeit (Brunft):
Die Paarungszeit des Steinwildes wird Brunft genannt und findet im Dezember und Jänner statt. Steinböcke sind außerhalb der Brunftzeit Einzelgänger oder leben in lockeren Junggesellenrudeln und stoßen erst in dieser Zeit zum übrigen Rudel, bestehend aus Gaisen und Jungtieren. Nach der Brunft trägt die Gais etwa 24 Wochen, bevor sie im Juni ein, selten auch zwei, Jungtiere setzt.
Ernährung:
Wie auch die Gams, ernährt sich das Steinwild im Sommer vorwiegend von Gräsern, Kräutern und Sträuchern. Bei hoher Schneelage verbeißt es Holzgewächse.
Verbreitung:
Bis circa 1850 wurde der Steinbock in Österreich durch übermäßiges Wildern ausgerottet und erst wieder im 20. Jahrhundert von vorausdenkenden Jägern in der freien Wildbahn ausgesetzt. Ursache für die frühere Ausrottung war der Aberglaube, der dem Blut, dem Herzkreuz (einer kleinen, kreuzförmigen Verknöcherung im Herz der Tiere), dem Bezoar (einer in Tränensäcken gesammelten und verhärteten Flüssigkeit) und dem gemahlenen Horn Heilwirkungen zu schrieb.
In der Hofjagd der italienischen Könige, im norditalienischen Gran Paradiso, hat sich eine kleine Population an Steinböcken erhalten, von der aus über die Schweiz (Engadin) die heutigen Kolonien in Mitteleuropa erfolgreich neu aufgebaut wurden. Heute leben dadurch wieder an mehr als hundert Stellen in den Alpen weit über 20.000 Steinböcke in freier Wildbahn, etwa 3.000 davon in Österreich, hauptsächlich in Tirol.